Man Of Steel

2006 hob Superman zum letzten Mal ab, damals musste er sich einerseits seinem Erzfeind Lex Luthor stellen (den damals niemand geringeres als Kevin Spacey spielte), auf der anderen Seite aber auch der Frage, ob die Menschen noch Superman-Filme sehen wollen. Damals hat es nicht geklappt, trotz Kevin funktionierte das irgendwie alles nicht. Ich habe wenig bis gar keine Erinnerungen daran. Ein neuer Versuch von Zack Snyder? Der Mann, der mir Watchmen bescherte? Gern!

Handlungs-Kursiv: Clark, der ja eigentlich Kal-El heißt und in einem 82 Millionen Dollar teuren, computergenerierten Prolog gerade noch rechtzeitig in einer kleinen Kapsel von Krypton geschossen wird (bevor der Planet explodiert, weil die Bevölkerung ihn ausgebeutet hat, was bestimmt kein Hinweis auf das Handeln der Menschen sein soll), wächst in Amerika auf und versteckt sich und seine Superkräfte so lange, bis ein wirklich sehr böser General, der auch noch von Krypton entkam, ihn findet und von der Erdbevölkerung Kal-Els Auslieferung erpressen will. Sonst Erde tot.

Das Beste an Man Of Steel ist der Mann aus Stahl, Henry Cavill. In den 142 Minuten hat man genug Zeit, um den Burschen richtig lieb zu gewinnen. Ein ganz sympathischer, ganz altruistischer, riesig großer, brustbehaarter (und irrsinnig muskulöser) Mann, mit dem man irgendwie abhängen will.
Ganz sensationell gut hat mir der große Kevin Costner gefallen, der in den wenigen Minuten, während derer er zu sehen ist für die schönsten Szenen im Film sorgt.
Die durchaus ungewöhnliche Erzähl-Struktur funktioniert für mich gut, aber vielleicht liegt das daran, dass so viele Leute daran herumnörgeln, bei mir löst das ja immer gleich einen Bonus aus. Alle, die verwirrt sind, weil Clark nicht mit aufeinanderfolgenden Szenen älter und älter wird, sondern Abschnitte durchgetauscht werden, ja, die sollen halt RTL gucken.

Das Ding macht viel richtig.
Aber es macht eben letztlich auch einiges falsch. Das Werk fiel bei vielen Kritikern durch, aber die meisten von denen haben ohnehin schon längst die Fähigkeit verloren, sich auch mal auf einen Film einzulassen, die fuchteln ja schon beim kleinsten Klischee den Rotstift, also… Ganz so wütend bin ich nicht.
Ich wünschte nur manchmal, man würde die Anzahl dieser epischen Film-Erlebnisse beschränken. Vielleicht auf eine bestimmte Anzahl pro Jahr! Es werden uns inzwischen so viele, so heftige Sequenzen mit einer Selbstverständlichkeit um die Ohren gescheppert, dass wir uns gar nicht mehr erinnern, welches explodierende Flugzeug eigentlich in welchen Film gehörte! Die ganzen Spektakel heben sich gegenseitig auf!
Die Millionen werden in endlos viele Partikel-Effekte gesteckt, die dreckig und realistisch aussehen müssen, und… Gibt es überhaupt noch eine große Hollywood-Produktion, die zumindest einen kleinen Farbanteil im Endergebnis lässt? Wo ist die Farbe hin?
Warum quält uns die Crème de la Crème der Regisseure bloß ständig mit Wackelkameras? Wieso um Himmels Willen hält man denn das blöde Ding nicht still, wenn Clark sich mit seinem Vater am Maisfeld unterhält?

Ist Hans Zimmer nach seiner Geburt in einen dunklen Raum voller Trommeln gesperrt worden?

So, und dann gibt es da noch dieses Nebenrollen-Debakel.
Was Louis Lane betrifft beschleicht mich folgendes Gefühl: Der Film war eigentlich abgedreht und im Kasten, man wollte zu schneiden beginnen, aber dann hat Legendary Pictures bemerkt, dass Louis gar nicht dabei ist! Was also macht das Studio? Sie verteilt das Drehbuch in der Anfängerklasse der Drehbuch-Autoren-Schule und sagt: Jeder hier darf jetzt versuchen, die Figur der Louis in den schon fertigen Film hineinzuschreiben, und die Arbeit, die sich am holprigsten liest, die wird umgesetzt.

Schade!

Dennoch: Ich habe viel aus dem Film mitnehmen können, wurde mit gewaltigster Optik durchaus beeindruckt, habe über die ein oder andere Idee geschmunzelt und empfinde eine merkwürdige Zufriedenheit, weil all die Nörgler sich ihr Filmerlebnis selbst kaputtmachen.

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