„That my lad, was a dragon“

Mit gemischten Gefühlen bin ich heute aus dem Kino gestolpert, nachdem mich Peter Jackson etwa drei Stunden lang mit Zwergen und Spinnen und Orks und Elben und Drachen vollgeballert hat.

In Anbetracht vieler Spoiler möchte ich jedem, der den Film zunächst unvoreingenommen sehen möchte hier empfehlen das Lesen einzustellen und nach Filmgenuss wieder einzusteigen.

Desolation of Smaug hat mich irgendwo zwischen enttäuscht und verwirrt entlassen. Vielleicht hatte ich durch den ersten Film auch nur etwas anderes erwartet und muss diese Erwartungen erst einmal an das Gesehene anpassen. Der Film ist beileibe nicht schlecht, er hat großartige Szenen, unglaubliche Schauplätze, tolle Charaktere, atemberaubende Action und Spannung und… und… und einen fantastischen, wenn nicht den fantastischsten Drachen aller Zeiten.

Lasst die Desolation beginnen, ein Walk-Through:
Am Beginn des Films schlüpft die Kompanie bei Beorn unter, der als mürrischer, grantiger und gefährlicher Gestaltenwandler spannend umgesetzt ist. Jacksons Beorn ist nicht der nette, lustige und hilfsbereite Vollbartholzfäller, sondern ein Werbär, der dem Zwergentrupp lediglich hilft, weil er Orks noch mehr verabscheut als habgierige Zwerge. Hat mir sehr gefallen, aber Beorn kommt zu kurz. Naja, der taucht im dritten Teil ja bestimmt noch einmal auf.

Danach geht es in den Düsterwald, wo sich die Truppe schnell verirrt und von den Spinnen überwältigt wird. Die Spinnen sind super! Nur offenbart sich hier das erste Mal eine Ringproblematik: sobald Bilbo den Ring aufsetzt entschwindet er in eine Grauschleier-Welt. Sprich die ersten schönen Kampfszenen erleben wir in rauschendem Geistergrau. Um sich dem zu entziehen rückt Jackson den Ring und seine besitzergreifende Eigenschaft aus dem „Herrn der Ringe“ in den Fokus. Bilbo nimmt den Ring vor den Augen einer Spinne ab („Hier bin ich!“) damit er diesen verlieren und im Kampf gegen einen Riesentausendfüßler(?) wieder erkämpfen kann („Meins!“). Öhm. Naja. Am Ende kommen die Elben widerwillig zur Rettung. Warum eigentlich?

In diesem Düsterwald-Tohuwabohu habe ich schmerzlich das Spottlied vermisst und auch die Lichterfeste der Elben fehlen mir. So werden die Waldelben lediglich als behände Kampfmaschinen eingeführt, jeglicher verträumter Zauber, Lachen, Gesang fehlt völlig. Dafür ist der Elbenkönig wie aus einem Shakespeare-Stück und eine kleine Wiedergutmachung. Aber leider kommt die Elbenstadt ebenso kaltherzig und schmucklos ‚rüber wie ihr Gebieter und wir erleben zu viele Szenen nur im Grauschleier, denn Bilbo trägt ja seinen Ring. Völlig überflüssig ist Legolas Sidekick Ninja-Tauriel, die sich in Kili verliebt und vice versa(?)… der erste WTF-Moment.

Bolgs Orcs — ja es gibt neben Azok auch plötzlich Bolg — verfolgen die Zwerge bis in die Seestadt Esgaroth, wo sie des Nachts letztendlich von Tauriel und Legolas vertrieben werden (auf leeren Straßen, weil die Wachen alle… schlafen?). Immerhin liefern sich Elben, Orcs und Zwerge eine schöne Verfolgungsjagd über Bäume, Fässer und Felsen hinweg.

Die Seestadt ist sehr schön und ein wahnsinniges Set (das haben die alles gebaut!), Stephen Fry als Lord of the Laketown ein Highlight.

Parallel dazu untersucht Gandalf die Festung Dol Guldur und begegnet dort Sauron, der in der Gestalt eines Nekromanten seine Kräfte sammelt und ein Ork-Heer aufbaut, das später Richtung Seestadt zieht. Nicht weil sie den Schatz von Erebor haben wollen, sondern weil… weil… keine Ahnung. Wahrscheinlich weil sie ganz Mittelerde unterwerfen wollen, mit ein paar Orks und Wargen und einem halberstarkten Sauron. Was das mit der Geschichte zu tun hat weiß ich nicht, klärt sich vielleicht im dritten Teil?

Thorins Trupp teilt sich auf und marschiert zum Berg, Bilbo findet die Tür, schleicht in die Schatzkammer und weckt Smaug. Smaug – Aaaaah! Ein absolutes Highlight. Verständlich, dass Jackson den auch gerne laaaaaaange im Film behalten will. Allerdings auch hier, wie schon bei den Spinnen die Problematik Szenen darzustellen in denen einer von beiden Charakteren unsichtbar ist. Smaug gibt es also erst einmal nur im verwischten Grauschleier…

Aber zum Glück haben wir ja noch über eine halbe Stunde Zeit. Nach dem schönen Wortgefecht lässt Jackson Smaug gen Seestadt fortfliegen, aber nicht bevor Thorin versuchen darf dem Drachen den Garaus zu machen. Und während dieses Kampfes stellt sich der Drache des öfteren so erbärmlich dämlich an, nur um am Ende… aufzugeben und abzuhauen? Hallo?! Kann der eigentlich nur alle zehn Minuten Feuer spucken? Und warum schmilzt nicht auch das Gold im Drachenfeuer? Und was soll dieser Schoko-Weihnachtsmann?!

Am Ende
Es gibt sehr viel an dem Film das mich begeistert und mir Freude gemacht hat. Bei vielen Einstellungen kann ich mir nicht erklären wie es überhaupt möglich ist sich so etwas auszudenken und umzusetzen. Jackson versucht oft seine Filme als Prequel zum Herrn der Ringe zu installieren. Und er nimmt sich viel Freiheiten um die Geschichte zum Teil komplett abzuwandeln. Das finde ich sehr schade, denn die ursprüngliche Erzählung hätte mir oft eher gefallen. So kommen die epischen Momente und Erzählpausen zu kurz und werden durch Kampfgetümmel ersetzt. Das gibt dem Film zwar ordentliches Tempo, lässt ihn aber auch verflachen.

Mit dem „Hobbit“ hat das Ganze nicht mehr viel zu tun. Ich weiß noch nicht genau was es ist, vielleicht ja das Gehetze durch die Schauplätze. Von dem wunderbaren atmosphärischen ersten Teil bleibt nicht mehr viel übrig. Und auch der entfernte sich von der Buch-Vorlage, aber vielleicht nicht so stark, und vielleicht war eine ausgeschmückte Verfolgungsjagd in den Gängen von Moria einfach vertretbarer.

„Desolation of Smaug“ ist eben nicht nur eine Interpretation, oder Inszenierung des „Hobbit“. Der Film erzählt vieles in der Geschichte einfach völlig anders. Was ich per se nicht verteufeln möchte und absolut legitim finde. Dennoch muß man in den betreffenden Szenen nach dem Grund fragen: warum erzählt Jackson das jetzt so? Und macht er die Geschichte oder die Verfilmung dieser Geschichte dadurch besser? In vielen Fällen muss ich letzteres leider verneinen.

Den Tolkinologen in mir macht das sehr traurig. Es hilft nur abzuwarten, schließlich ist das Abenteuer noch nicht vorbei und man sollte nachher noch einmal auf das Gesamtwerk schauen. Also warte ich erst einmal auf die Bluray und dann den dritten Teil.

Schrottkopp

Einen unglaublich tollen Stop-Motion-Animations-Kurzfilm hat der japanische Künstler Hori Takahide (Yamiken.com) mehr oder weniger im Alleingang gedreht und ins Internetz gestellt. 4 Jahre hat er gebraucht, es hat sich gelohnt. Der Film ist 30 Minuten lang, die ersten zehn gibt es mit Untertitelei auf Youtube, der Rest folgt bald. Ein Wahnsinns-Projekt!

Man Of Steel

2006 hob Superman zum letzten Mal ab, damals musste er sich einerseits seinem Erzfeind Lex Luthor stellen (den damals niemand geringeres als Kevin Spacey spielte), auf der anderen Seite aber auch der Frage, ob die Menschen noch Superman-Filme sehen wollen. Damals hat es nicht geklappt, trotz Kevin funktionierte das irgendwie alles nicht. Ich habe wenig bis gar keine Erinnerungen daran. Ein neuer Versuch von Zack Snyder? Der Mann, der mir Watchmen bescherte? Gern!

Handlungs-Kursiv: Clark, der ja eigentlich Kal-El heißt und in einem 82 Millionen Dollar teuren, computergenerierten Prolog gerade noch rechtzeitig in einer kleinen Kapsel von Krypton geschossen wird (bevor der Planet explodiert, weil die Bevölkerung ihn ausgebeutet hat, was bestimmt kein Hinweis auf das Handeln der Menschen sein soll), wächst in Amerika auf und versteckt sich und seine Superkräfte so lange, bis ein wirklich sehr böser General, der auch noch von Krypton entkam, ihn findet und von der Erdbevölkerung Kal-Els Auslieferung erpressen will. Sonst Erde tot.

Das Beste an Man Of Steel ist der Mann aus Stahl, Henry Cavill. In den 142 Minuten hat man genug Zeit, um den Burschen richtig lieb zu gewinnen. Ein ganz sympathischer, ganz altruistischer, riesig großer, brustbehaarter (und irrsinnig muskulöser) Mann, mit dem man irgendwie abhängen will.
Ganz sensationell gut hat mir der große Kevin Costner gefallen, der in den wenigen Minuten, während derer er zu sehen ist für die schönsten Szenen im Film sorgt.
Die durchaus ungewöhnliche Erzähl-Struktur funktioniert für mich gut, aber vielleicht liegt das daran, dass so viele Leute daran herumnörgeln, bei mir löst das ja immer gleich einen Bonus aus. Alle, die verwirrt sind, weil Clark nicht mit aufeinanderfolgenden Szenen älter und älter wird, sondern Abschnitte durchgetauscht werden, ja, die sollen halt RTL gucken.

Das Ding macht viel richtig.
Aber es macht eben letztlich auch einiges falsch. Das Werk fiel bei vielen Kritikern durch, aber die meisten von denen haben ohnehin schon längst die Fähigkeit verloren, sich auch mal auf einen Film einzulassen, die fuchteln ja schon beim kleinsten Klischee den Rotstift, also… Ganz so wütend bin ich nicht.
Ich wünschte nur manchmal, man würde die Anzahl dieser epischen Film-Erlebnisse beschränken. Vielleicht auf eine bestimmte Anzahl pro Jahr! Es werden uns inzwischen so viele, so heftige Sequenzen mit einer Selbstverständlichkeit um die Ohren gescheppert, dass wir uns gar nicht mehr erinnern, welches explodierende Flugzeug eigentlich in welchen Film gehörte! Die ganzen Spektakel heben sich gegenseitig auf!
Die Millionen werden in endlos viele Partikel-Effekte gesteckt, die dreckig und realistisch aussehen müssen, und… Gibt es überhaupt noch eine große Hollywood-Produktion, die zumindest einen kleinen Farbanteil im Endergebnis lässt? Wo ist die Farbe hin?
Warum quält uns die Crème de la Crème der Regisseure bloß ständig mit Wackelkameras? Wieso um Himmels Willen hält man denn das blöde Ding nicht still, wenn Clark sich mit seinem Vater am Maisfeld unterhält?

Ist Hans Zimmer nach seiner Geburt in einen dunklen Raum voller Trommeln gesperrt worden?

So, und dann gibt es da noch dieses Nebenrollen-Debakel.
Was Louis Lane betrifft beschleicht mich folgendes Gefühl: Der Film war eigentlich abgedreht und im Kasten, man wollte zu schneiden beginnen, aber dann hat Legendary Pictures bemerkt, dass Louis gar nicht dabei ist! Was also macht das Studio? Sie verteilt das Drehbuch in der Anfängerklasse der Drehbuch-Autoren-Schule und sagt: Jeder hier darf jetzt versuchen, die Figur der Louis in den schon fertigen Film hineinzuschreiben, und die Arbeit, die sich am holprigsten liest, die wird umgesetzt.

Schade!

Dennoch: Ich habe viel aus dem Film mitnehmen können, wurde mit gewaltigster Optik durchaus beeindruckt, habe über die ein oder andere Idee geschmunzelt und empfinde eine merkwürdige Zufriedenheit, weil all die Nörgler sich ihr Filmerlebnis selbst kaputtmachen.

Alle 6 zusammen…

Ein Mash-Up etwas anderer Art: im folgenden Video laufen alle 6 „Star Wars“-Filme simultan. Ein herrlicher Effekt, vor allem spannend um die Struktur und den Aufbau der Filme zu sehen. Ich habe es allerdings nur zehn Minuten ausgehalten, danach ist mein Hirn explodiert. Kuckt es euch an solange es noch online steht…