MOON

(nachgeschobenes, kleines Review, aus aktuellem Kenyatta-Anlass)

»I want to go home.«

Ich bin auf den Film durch zweierlei Dinge aufmerksam geworden: Durch das äußerst gelungene Poster, was vor fast einem Jahr im Netz auftauchte, und schließlich durch den Namen Sam Rockwell, den ich nicht erst sein »Matchstick Men« großartig finde.
Mir war damals schon klar, dass der Film es vielleicht schwer haben würde, in die Deutschen Kinos zu kommen, denn leider knallen Großkinos und Multiplex-Konzerne ja immer gleich die Tür zu, wenn der Film ein Regie-Debüt ist, keinen mit 21 Millionen Dollar bezahlten Hauptdarsteller hat oder im Vorfeld schon als sehr genre-spezifisch gilt.

Aber man darf ohnehin nicht in die Großkinos gehen, sondern muss die privaten Unternehmen fördern! Die Kleinen dieser Stadt, Zeise, Abaton, Metropolis, sie sterben aus und nehmen die gesamte Filmkultur mit ins Grab. Vielleicht schreibe ich demnächst darüber noch einmal ausführlich, jetzt zurück zu Moon:

Ja, der Film ist genre-spezifisch. Es ist ein todernst gemeinter, beklemmender Science-Fiction-Film, eine überraschend realistisch anmutende Geschichte der Zukunft, die durchaus Angst machen kann. In der Zukunft kommt die Energie vom Mond. Wie genau das stattfindet, ist für den Film nicht von Bedeutung, irgendwelches Zeugs wird von der Mondoberfläche von großen, voll automatischen und mähdrescher-artigen Maschinen gesammelt und dann als Energie zur Erde geschickt. Auf einer Station, einer kleinen Basis des Konzerns LUNAR INDUSTRIES, der die Energiegewinnung betreibt, arbeitet ein einziger Astronaut, Sam Bell, als Wartungspersonal. Ihm zur Seite steht eine Art persönlicher Assistent in Form eines Roboters namens GERTY, (der eine vermutlich gewollte Ähnlichkeit mit HAL 9000 aus »2001: Odyssee im Weltraum« hat) der mit Sam durch eine Stimme und einer Anzeige mit einem »Smiley« kommuniziert. Sams Arbeitsvertrag läuft 3 Jahre, sein Alltag besteht aus dem Warten der Maschinen und Anlagen, dem Protokollschreiben, ab und zu ist er durch die Antennen auch in der Lage, mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter auf der Erde zu kommunizieren.
Als Sam nur noch 2 Wochen seiner Arbeitszeit bis zur Rückkehr zur Erde bleiben, hat er im kleinen Mondfahrzeug bei einer Fahrt über die Mondoberfläche einen Unfall. Er verliert das Bewusstsein und wacht daraufhin in der Krankenstation der Basis auf, umsorgt von GERTY. Sam wird misstrauisch und setzt sich über GERTYs Verbot, die Basis zu verlassen hinweg, um zurück zum Unfallort zu gelangen. Dort angekommen, findet Sam das Wrack des Fahrzeuges und schließlich auch sich selbst – immer noch bewusstlos – im Inneren.
Und dann… Ja, dann geht’s los.

Der Film macht kein Geheimnis aus seiner Handlung, es gibt nicht die »große Auflösung« am Ende, wie etwa bei »The Sixth Sense«, und genau das ist eine seiner großen Stärken. Es ist nach kurzer Zeit klar, worum es eigentlich geht. Die Dialoge – nicht nur die zwischen GERTY und Sam – sind aber ausgesprochen intensiv und emotional, die Tonalität des Filmes ist erschreckend authentisch und teilweise sehr, sehr klaustrophobisch; und Sam Rockwell spielt die (erste) Rolle seines Lebens. Seine Geschichte hat mich wochenlang nicht mehr losgelassen, eine schauspielerische Meisterleistung der allerhöchsten Güte.

Nach dem genre-ähnlichen und ebenfalls großartigen »Sunshine« ist das hier ein weiteres, mit sehr wenig Budget produziertes, aber umso perfekter inszeniertes Science-Fiction-Juwel, psychisch höchst aufreibend und bis zur letzten Sekunde absolut fesselnd.

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Ein Gedanke zu „MOON“

  1. Vielen Dank für die Zusammenfassung, Tippi.

    Btw.: man sollte den Film auf jeden Fall auf Englisch gucken. Auch wenn einem die Stimme von Kevin Spacey (GERTY) wahrscheinlich nicht geläufig ist, sind die Dialoge im Original einfach stärker.

    P.S.: Der OST ist übrigens eine Klasse für sich. Ähnlich stark wie die OSTs von Solaris und Sunshine.

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