Hex, hex – Hands on Bayonetta

Anfangs hielten es viele für Quatsch. Famitsu, das japanische Gamermedium schlechthin gab dem Sega-Titel Bayonetta ein perfektes Rating, 40/40 für die Xbox Version (die PS3 Version bekam nur 38/40, wegen matschiger Farben und einem „gefühlten“ Laggen in der Steuerung). Ein perfektes Rating von Famitsu hat es in den letzten 11 Jahren lediglich 12 mal gegeben (6 von den perfekten Ratings stammen allerdings aus den letzten 2 Jahren).

Nun ist das Hexengame letzte Woche in Japan erschienen (Anfang Januar kommt es auf den europäischen Markt), Grund genug für mich ein wenig Zeit mit der Hexe zu verbringen.

Auf den ersten Blick kommt Bayonetta als hektisches Kampfgetümmel daher, in dem es schwer fällt den Überblick zu behalten. Beim selber spielen verschwindet der Eindruck fast vollständig, was hauptsächlich an der grundsätzlich sehr simplen Steuerung liegt (in den 5 zur Verfügung stehenden Schwierigkeitsoptionen wird in der einfachsten Einstellung nur 1 Button genutzt…).

Auf den zweiten Blick fallen mir ad hoc 5 Spiele ein, aus denen Bayonetta-Vater Hideki Kamiya grosszügig zitiert und einen beeindruckenden Cocktail mischt.

Als da wären der Postindustrie-Technik-Charme aus der Final Fantasy Reihe, das düsterne Setting der Story, das Kampfsystem und die Zwillingspistolen (Bayonetta trägt zusätzlich noch zwei an den Füssen, ja sie kann mit den Füssen schiessen) aus Devil May Cry (übrigens auch ein Kamiya-Spiel), die zum Practice-Mode umfunktionierten Ladescreens aus Assasin’s Creed, das Kampfgetümmel-Gefühl aus Zone Of The Enders und die gigantischen Endgegner aus Shadow Of Collossus.

Das ganze ergibt den Rachefeldzug einer Hexe aus der Unterwelt gegen die Engelscharen und Lichtwesen des Guten (ja, auch Gott). Rache, weil diese Lichtwesen einst die gesamte Rasse der Hexen vernichteten. So zieht Bayonetta eng und leichtbekleidet los (zudem ein Sarah Paylin Alter-Ego inklusive Sekretärinnen-Brille, die Japaner sind ein komisches Volk) und metzelt buchstäblich alles nieder was ihr in die Quere kommt.

Bei knappen Ausweichmanövern schaltet das Spiel zur Belohnung für zehn Sekunden in die „Witch-Time„, so eine Art Bullet-Time, die alle Gegner verlangsamt. So kann man genüsslich ganze Salven in die nun fast wehrlosen Gegner feuern.

Jeder erlegte Gegner füllt die Magie-Leiste, die wenn vollständig aufgefüllt, eine Ganze Reihe von Folter-Zaubern ermöglicht: die feindlichen Kreaturen werden beispielsweise in eine „eiserne Jungfrau“ geschleudert und durchbohrt, in eine Guillotine getreten und geköpft, mit „Gigatonnen“ an Kraft mit einer grossen Eisenkette stranguliert, oder von einem grossen stachelbesetzten Rad überrolt – spätestens hier erklärt sich die verweigerte Jugendfreigabe.

Wenn einer der immer gigantischer werdenen Endgegner besiegt wird beschwört Bayonetta in einem Klimax-Zauber eine Art Drachenhund aus ihrer Kleidung (ja, sie ist dann nackt und nur einen Pixel von der Pornografie entfernt – die Japaner sind komisch), der den Besiegten mit dem Druck von „Gigatonnen“ zermalmt, zerreisst, oder auch nur frisst.

Gesteuert wird die Hexe, wie bereits oben erwähnt, recht simpel. der Clou der Steuerung liegt in dem aus Beat ‚Em Ups bekannten Combo-System. So können aus rhythmisch korrekt hintereinander eingegebenen Einzelbefehlen komplexe Kettenbefehle werden, die Bayonetta optisch eindrucksvolle und für Lichtwesen absolut destruktive Moves ausführen lässt.

Wird der Knopf am Ende eines Angriffs gehalten feuert die Lady noch einmal eine ganze Breitseite in ungläubige Engelgesichter. Ich konnte aufgrund meines Button-Smashing-Stils leider noch nicht erkennen, ob es Vorteile hat die Combos wissentlich zu beherrschen.

Neben den visuellem Overkill der Kämpfe, Zaubersprüche und der detailreichen, surrealistischen Level erscheint das Gameplay vor allem in den Boss-Kämpfen sehr abwechslungsreich. Plötzlich auftauchende Riesengegner sorgen für „Woah“-Momente, nicht nur weil die zum Teil unglaublich krank aussehen (Omega 6 lässt grüssen), sondern auch weil die eigene Figur plötzlich sehr klein und zerbrechlich wirkt.

Ob das Spiel wirklich diese Lobeshymnen á la Famitsu verdient hat, werde ich erst nach ausgiebigerem Zocken sagen können (Spielzeit beträgt im Normal-modus etwa 12 bis 15 Stunden). Fest steht, dass hier ein sehr schönes, wenn auch schräges Gemetzel auf uns zu kommt, dass einige der selteneren Gaming-Highlight-Momente bringt. Und das sollte man sich keinesfalls entgehen lassen!

2 Gedanken zu „Hex, hex – Hands on Bayonetta“

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