Ich habe gestern abend L.A. Noire, das neue Spiel von rockstargames gespielt und bin sehr angetan. Wie immer versteht es rockstar hervorragend eine Genre-Stimmung einzufangen. Der Grundtenor des Spiels ist sehr ruhig, der Startbildschirm sagt eigentlich schon alles: ein leicht blinkender Neonröhren-Schriftzug mit dem Namen, unterlegt mit ruhigem Jazz-Sound in Dauerschleife. Die Stimmung zieht sich auch genauso durch. Das Los Angeles von 1947 ist wie die Städte bei allen GTA-Teilen (natürlich greift das Game auf die Engine zurück) detailliert und liebevoll gestaltet. Die alten Autos, die Architektur, die Passanten, die Werbeschilder, die Musik im Radio. All das versetzt einen sofort in die richtige Stimmung.
In der Praxis sieht das dann so aus:
Ein kurzer Trailer des neuen Falles. Im Polizeidezernat vergibt der Chief den Auftrag. Man zuckelt mit seinem Partner aus dem Gebäude, setzt sich ins Auto und fährt in (ruhiger) GTA-Manier zum Tatort. Dort untersucht man das Vorgefallene, sammelt Hinweise, Indizien und befragt Zeugen. Alle Informationen werden automatisch in das Notizbuch geschrieben. Diese wird bei Befragungen zu Rate gezogen, da man in dem Notizbuch die Themen auswählt, mit denen man den zu Befragenden konfrontiert.
Nach der ersten Runde am Tatort werden dann wahlweise andere Orte aufgesucht, Hinweise gesammelt und in Befragungen benutzt. Solange bis ein Hauptverdächtiger feststeht, der dann festgenommen werden kann. Die Festnahme kann durchaus noch in eine Action-Sequenz übergehen, sofern der Tatverdächtige abhaut, oder Geiseln nimmt. Je nachdem was vorgefallen ist. Am Ende wird der Fall abgeschlossen und es kommt zur Auswertung.
Kern des Spieles sind weniger die Open-World-Actionteile als die Interrogations-Sequenzen, die sich mit laufender Spielzeit immer schwieriger Darstellen. Die Gesichtsanimationen sind wirklich super gemacht und man erkennt deutlich, dass echte Schauspieler Pate standen. So winden sich einige Befragte, oder reagieren sehr aggressiv aufs Nachbohren, andere schauen verlegen in die Gegend, oder werden sichtlich unsicher, oder ängstlich. Durch Akzeptieren von Aussagen, Anzweifeln der Informationen, oder durch die direkte Bezichtigung als Lügner hat man eigentlich genügend Mittel zur Auswahl um Informationen aus den Leuten herauszubringen (später kommt noch Drohung von Gewaltanwendung dazu). Um erfolgreich zu sein muss man aber grundsätzlich alle Theorien mit vorher ermittelten Beweisen belegen können. Und das gestaltet sich manchmal durchaus kompliziert.
Alles in allem ist L.A. Noire ein mutiges, überraschendes, schön gemachtes, spannendes Genre-Game. Auf jeden Fall empfehlenswert! Ob der Schwierigkeitsgrad ausreicht, oder überfordert und/oder das Spiel genügend Langzeitmotivation für die gesamte Spielzeit bietet kann ich erst später beurteilen.