»Your father was captain of a starship… For twelve minutes.«

Star Trek kommt (schon wieder) ins Kino – es war im Vorfeld längst klar, dass das die Nation (schon wieder) spalten würde. Es gibt viele Arten von Star-Trek-Fans: Es gibt die Nerds, die mehr über die Schiffe, deren technische Daten und die Sternenflotten-Protokolle wissen als Kirk selbst, es gibt die Star-Wars-Gegner, die die Jedi-Ritter auslachen und die Macht für Kokolores halten, es gibt ganz normale Fans; und es gibt auch noch Leute wie mich, die Star Trek erst vor relativ kurzer Zeit wirklich entdeckt haben, allerdings schon immer verstehen konnte, warum so viele Leute darauf abfahren. Und der letzte Trailer war sehr, sehr lecker.

Zur (unwichtigen) Handlung: Da gibt’s einen Bösen Romulaner und plötzlich sind nur noch Teenager auf der Enterprise und treten ihm in den Arsch.

J. J. Abrams hatte einen großen Vorteil: Der Stoff, den er zu verwursten hatte, ist so alt, dass die jungen Leute, die sich seinen Film ansehen würden, gar keinen Vergleich anstellen können, weil sie in den 60er Jahren noch gar nicht lebten.
Die meisten Kinobesucher erinnern sich zwar an Picard, nicht aber an diese Plastik-Serie, in der die weiblichen Besatzungsmitglieder tatsächlich diese roten Mini-Kleidchen trugen und ein junger William Shattner eine neue Ära der Fernseh-Science-Fiction einleitete.
Und weil die Fisher-Price-Kulisse der ersten Enterprise schon über 40 alt ist und mittlerweile etliche Regisseure mit eben diesem Retro-Image Schabernack getrieben haben – man denke nur ans »Traumschiff« von Bully oder auch den großartigen »Galaxy Quest« – wählte Abrams aus Angst, man würde den Film lächerlich finden, ganz bewusst eine teilweise schrille und übertriebene Tonalität. Das gelingt ihm außerordentlich gut, viele Szenen waren brüllend komisch, ohne sich selbst zu persiflieren; das ist gerade in diesem Genre nicht ganz einfach.
McCoy, der Kirk die Krankheit anhängt, Scotty und sein Blumenkohl-Alien, oder auch der wundervolle Kneipengast, der zu Beginn in der Bar zwischen Kirk und Uhura sitzt und ein langes Gesicht macht… All das funktioniert bestens und hat mich exzellent unterhalten. Es ist nicht albern, es ist witzig und durchaus handlungstreibend.

Die größte Stärke des Films ist aber nicht sein Humor, sondern definitiv die Besetzung. Ich kenne die Crew der Enterprise aus den 60ern gut und bin außerordentlich beeindruckt, wie perfekt man sie neu zusammengestellt hat. ALLE Schauspieler sind fabulös ausgesucht worden, es ist eine wahre Freude. Mehr ist dazu wirklich nicht zu sagen. Spock ist brillant, Kirk macht seine Sache mehr als überzeugend, selbst Tschekov und sein wunderbar übertriebener Akzent sind großartig.

Fantastisch!

Nun, und ansonsten knallt das Ding schlicht und ergreifend gewaltig. Kirk wird eigentlich 127 Minuten lang pausenlos verprügelt, und dazwischen wird uns rasanteste Weltraum-Action vom allerfeinsten serviert. Die überaus majestätische Enterprise flitzt von einem Gefecht ins nächste, Planeten werden von schwarzen Löchern aufgesogen, jede Menge Warp-Reisen, fiese Aliens mit noch fieseren Waffen, fette Explosionen, und Mister Zulu hat sogar ein futuristischen Samurai-Schwert am Start. Dazu gibt’s dann noch ein Super-Mario-Level im Maschinenraum der Enterprise, ziemlich viele Grüße an Star-Wars und eine kleine Prise Galaxie-Erotik. Was wollen wir mehr?

Eingefleischte ü50-Fans mögen vielleicht irritiert und überfordert sein, aber so funktioniert Kino nun einmal – Abrams hat einen guten Job gemacht: Er hat das alte Plastik-Raumschiff abgestaubt und es mit maximum Warp zurück ins Kino katapultiert. Das äußerst schreckliche »Remake-Virus«, der seit ungefähr einem Jahrzehnt in Hollywood – vermutlich wegen fehlenden Ideen und steigender Profitgier – um sich greift, kann sich hier nicht richtig festbeißen.

Einsteigen, zurücklehnen, nicht zu Ernst nehmen, und dann man kann das Ding genießen.

2 Gedanken zu „»Your father was captain of a starship… For twelve minutes.«“

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