Eine nicht unerwartete Reise

martin freeman as hobbit

Kurz und knapp: Kuckt ihn euch an. Er ist so gut wie man denkt, so gut wie eben möglich. Ich wüsste nicht wie es besser gehen soll.

Und ich will den nächsten Teil sehen. Und zwar sofort.

Die drei Stunden vergehen wie im Fluge. Eine der überzeugensten Dinge des Hobbits aber ist, dass man sich sofort, von der ersten Sekunde an Zuhause fühlt. Zuhause in Mittelerde bei den altbekannten und neuen Gesichtern.

Martin Freeman als Bilbo ist Idealbesetzung, die Zwerge mit viel Pathos, ein durchmischter, chaotischer und liebenswerter Haufen. Radagast, trotz einiger Slapstickmomente, ein verschrobener, verwachsener Waldzauberer.

Der Film beginnt mit einer kurzen Rückschau, ein kurzer Prologue, erzählt von Ian Holmes als Bilbo, der sein Buch beginnt. Frodo taucht kurz auf und dann folgen atemberaubende Sequenzen von Erebor, Zwergen, Orks und Smaug. Und schon ist man mittendrin gefangen.

Obwohl ich mich darauf vorbereitet hatte, habe ich überhaupt keine Probleme mit den 48fps. Um ehrlich zu sein habe ich die nicht gemerkt, wohl aber ein gelungenen Einsatz der 3D Technik und eine höchst immersive Geschichte.

Es ist einfach nur schön diese ganzen Bilder zu sehen, die seit meiner Kindheit in meinem Kopf herum schwirren und diese mit denen von Peter Jackson zu vergleichen.

Viele Änderungen in der Geschichte (ja, Jackson hat am Ablauf einiges durcheinandergewirbelt) erklären sich mit Umsetzungen einer erzählten, geschriebenen Geschichte in die Realität. Wie genau springt Bilbo über Gollum und warum zaubert Gandalf eigentlich nicht, wenn die Orks die in den Bäumen hängenden Hobbits angreifen.

Einige sind auch der Einführung „Nichtwissender“ Zuschauer geschuldet (Ja, der „Herr der Ringe“ ist auch schon etwas her), aber diese Änderungen sind alle absolut verschmerzbar und gut gelöst.

Es werden ein paar Grundlagen für die „Herr der Ringe“ Trilogie gelegt, die im Hobbit nur gestreift werden: Sarumans Skeptik Gandalf gegenüber, oder die erneute Auferstehung Saurons etwa.

Der „Hobbit“ ist wesentliche humoriger als „Der Herr der Ringe“, Zwerge sind skurrile Kerle mit etwas eigensinnigem Spaß. Und immer recht hungrig.

Kritik?
Der Film hat einige Längen, aber wer stört sich an zauberhaften Bildern und Kamerafahrten durch eine faszinierende Landschaft? Und zudem sollte man den „Hobbit – Eine unerwartete Reise“ nicht als einen einzelnen Kinofilm betrachten, sondern als ersten Teil einer 9 Stunden dauernden epischen Erzählung.

Der Goblinkönig war mir zu ungefährlich und eine Spur zu albern. Die Ankunft der Zwerge bei Bilbo hätte ich gerne in Original-Reihenfolge gehabt, es wäre doch schade wenn Gandalfs Trick mit der Kompanie bei noch Unbeteiligten peu á peu einzufallen um deren Hilfe zu ergaunern später bei Beorn nicht so funktioniert…

Wunderbar ist Andy Serkis‘ Gollum. Wie wäre das auch anders zu erwarten. Die Trolle sind super, auch wenn man sich diese ab und an noch etwas gefährlicher wünschen würde (aber Trolle sind nun mal selten dämlich). Galadriel ist ein Traum und ihre Sympathie für den alten Gaukler Gandalf herzerwärmend und auf eigene Art romantisch.

Trotz der Tatsache, dass dieser erste Film so voll gepackt ist mit Geschehnissen bleibt noch sehr viel zu erzählen. Darauf freue ich mich. Am Ende bleiben intensive Bilder und Momente dieser drei Stunden Abenteuer in Mittelerde zurück, der Wunsch einer baldigen Fortsetzung und eine große Erleichterung, dass es Peter Jackson ist, der diese Filme gedreht hat.

3 Gedanken zu „Eine nicht unerwartete Reise“

  1. was soll ich sagen? ich bin mir nicht sicher.

    wahrscheinlich lag es an den 48fps die mir den zauber des großen schirms genommen haben und das ganze zu realistisch wirkte.

    ich gebe zu, die kampfszenen sahen nie gefährlicher und beeindruckender aus! unglaublich wieviele details einem da auffallen, die glänzenden schwerter und die beängstigend reale wirkung der digitalen bilder – unglaublich!

    dafür haben dann die dialog-szenen selten aufgesetzt gewirkt. wie wenn diese im zeitraffer-modus abgespult werden. das hat mir bitter aufgestossen. da waren die bilder vor 10 jahren schöner – ja teils schon gemäldehaft. im hobbit sieht das dann aus, als schaue man mit leicht verzerrter optik in eine schneekugel, in der miniaturgestalten herumwuseln. mir ist schon klar, das zwerge klein sind. ich meine wirkliche miniaturen. so à la „liebling ich habe die kinder geschrumpft“.

    ein weiterer schwerer schlag war die deutsche synchro mit einer neuen stimme für gandalf (der originalsprecher ist vor 6 jahren verstorben). das hat schon sehr abgelenkt und die immersion gestört.

    aber ich geb ja nicht auf! ich werds mir noch mal – wirklich! – in 2d und auf englisch reinziehen und dann gebe ich mein urteil bekannt! 🙂

  2. Schräg! Ich habe schon viele Beiträge gelesen, dass die 48 fps störend wirken und wie Zeitraffer wahrgenommen werden. Hatte ich überhaupt nicht. Ich habe nach dem Film sogar sicherheitshalber einmal nachgefragt, ob das überhaupt die 48er Version war…

    Zur Synchronisation kann ich noch nichts sagen, aber ich werde mir den Film auch noch einmal in Deutsch anschauen. Im Originalton hatte ich diesen Eindruck bei den Dialogen nicht, aber ich war ja auch vom Hintergrund abgelenkt („Oh, ein Schmetterling – wie hübsch!“).

  3. Mein Aufenthalt im Kino war unglücklicherweise nicht ganz frei von Ablenkung; ich ärgere mich darüber, dass ich das Rascheln von Popcorn, das Aufblitzen von Handy-Displays (man könnte ja etwas bei Facebook verpassen) nicht wie sonst auch einfach ausblenden konnte. Ich hasse Menschen. Dazu dann das in meinen Augen unverzeihliche Außeinanderreißen des Filmes durch die Pause, die (wie immer) zwischen meine Seele und die Geschichte schmettert, wie ein Meißel auf Stein… Da ist schon ganz schön viel Kraft nötig.

    Für mich hat der Film genau das getan, was ich mir von ihm erhofft habe. Als hätte es die 10jährige Pause niemals gegeben… Bilbo hat es damals ja selbst gesagt: »Im Auenland schätzt man Dinge, die von Dauer sind, und Veränderungen finden nur langsam statt.« Wie konnte ich nur diese lange Zeit ohne Mittelerde auskommen?
    Das nörgelnde Gemecker der Horde von Besserwissern, die sich uns im Internet aufzwängen, hat – wie ich es vorausgesagt hatte – meine Begeisterung nur noch mehr angefacht. Volker sagte im Auto auf der Hinfahrt, Kay hätte auch schon wieder seine Zweifel geäußert… Umso mehr habe ich mich letztlich gefreut.

    Als ich da so saß und den Abspann genoss (natürlich ist der restliche Besucherpöbel respektlos und tumbe bei »Directed by Peter Jackson« aufgesprungen und wälzte sich dummes Zeug brabbelnd auf den Flur), da war mir richtig wohlig zumute.

    Teile des Films gefallen mir derartig gut, ich ertappte mich dabei, wie ich mir breit grinsend auf die Unterlippe biss. Die Begegnung mit Gollum ist reinste… Perfektion. Sie wird dem Anspruch, den ich als Nerd aufgrund ihrer gigantischen Bedeutung an sie stelle, nicht nur gerecht; diese Szene begeistert mich so mühelos und so über die Maßen, ich bin immer noch ganz zappelig vor Freude, obwohl es schon über vier Wochen her ist! Irrsinn!

    Aber auch das Eintreffen der Zwerge, das Lied und dann Bilbos Entscheidung, letztlich doch zu unterschreiben… Bruchtal, der Flug der Adler… Was soll ich sagen? Ich liebe es. Und diese Liebe wird das ganze Kritiker-Gehetze nur noch stärker.

    Ach und… 3D und HFR – Alles nerviger Spielkram. Meinetwegen sollen sie das alles munter weiterentwickeln und vor lauter neuer Technik ausflippen – solange ich die Möglichkeit habe, meine Filme noch auf die ›altmodische‹ Art zu genießen, die Art, die mir die beste deucht, bin ich zufrieden. Mir ist schon klar, dass es diese Art bald nicht mehr geben wird, aber… Wenn es soweit ist, kann ich ja immer noch jammern.

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